Bürokratischer Irrsinn: Bremsen die Stadtwerke die Energiewende?

 

Ganze 21 (einundzwanzig) ausgefüllte Formulare und Nachweise verlangen die Stadtwerke um eine Photovoltaikanlage anzumelden! Einundzwanzig! Das ist richtig Aufwand! Jetzt könnte es ja sein, dass das einfach notwendig ist, weil es gesetzliche, regulatorische oder sonstige Gründe hat, dass man eben genau diese 21 Formulare braucht. So ist es allerdings nicht. Bei der MVV in Mannheim kommt man nämlich mit genau zwei Formularen aus.

 

Und das obwohl doch der Bürgermeister und Aufsichtsratsvorsitzende der Stadtwerke doch in den letzten Wochen immer wieder gegen die bürokratischen Hürden die IHM begegnen gewettert hat. Hier könnte er also problemlos ansetzen mit dem Bürokratieabbau.

 

Warum ist das bei den Stadtwerken so? Genaue Gründe kennen wir nicht und wir haben die Stadtwerke auch nicht dazu gefragt. Warum auch, wenn wir wissen, dass bei anderen Versorgern zwei Formulare ausreichen. Wir wollen gar nicht wissen, warum die Stadtwerke das so machen.

 

Jetzt ist es ja so, dass die Sache gar nicht viele Leute betrifft. Zum einen betrifft es nur Leute, die eine neue Photovoltaikanlage erhalten und alle anderen eben nicht. Zum anderen übernehmen die Anmeldung in den allermeisten Fällen auch die ausführenden Handwerksbetriebe. Insofern kein Thema für die breite Masse.

 

Aber es zeigt eben auch, wie die Verantwortlichen denken. Bürgerservice und Bürgerinnenorientierung stehen nicht mehr im Vordergrund, wie es bei öffentlichen Leistungen sein sollte. Das war in Viernheim durchaus mal anders. Heute hört man auf breiter Front wenig davon.

 

Wobei es für die Installateure schon ein Thema ist. Unter vorgehaltener Hand bekommt man dann schon mal zu hören, dass sie lieber in anderen Orten Anlagen verkaufen als in Viernheim. Wegen dem Aufwand im Umgang mit den Stadtwerken.

 

Wenn man dann im Gespräch tiefer einsteigt, tun sich weitere Untiefen auf. So berichtet einer, dass die Stadtwerke für seine Photovoltaikanlagen einen Schaltplan der gesamten Anlage wollten. Also ließ dieser seinen Elektriker einen Schaltplan aufzeichnen, der dann seitens der Stadtwerke genehmigt wurde. Haben die Stadtwerke kein Vertrauen in die Fachbetriebe? Haben sie kein Vertrauen, dass die Fachbetriebe in der Lage sind, eine solche Anlage nach den entsprechenden Vorschriften zu installieren?

 

Und prüft den Schaltplan bei den Stadtwerken tatsächlich noch ein Ingenieur detailliert nach? Wie oft werden bei solchen Prüfungen wohl Fehler gefunden, dass es sich lohnen würde, dieses Vorgehen fortzuführen? Und sind die Mannheimer Elektriker und Elektrikerinnen einfach besser, wenn die MVV es sich leisten, das Verfahren so abzukürzen? Fragen über Fragen. Ob die Energiewende so schneller vonstatten geht?

 

Mit unserer kleinen Aktion rund um die Balkonkraftwerke ist es übrigens ähnlich aufwändig. Es sind zwar nur 5 Formulare und Nachweise einzureichen, aber diese doch bitte von jedem Einzelnen. Ich hatte mit den Stadtwerken dazu Schriftverkehr und fragte ob man das nicht vereinfachen kann. Die Datenblätter zu den Solarmodulen und den Wechselrichtern sind bei unserer Aktion immer dieselben. Nein, aus rechtlichen Gründen muss jeder Betreiber seine Anlage mit allen Formularen anmelden.

 

Da bleibt einem dann nur noch, die Balkonkraftwerker und -werkerinnen darum zu bitten, die Anmeldung in Papierform vorzunehmen und alles am besten in doppelter Ausfertigung bei den Stadtwerken in den Briefkasten zu werfen…

 

Wolfram Theymann und Alois Huber

https://lust-auf-viernheim.de

mit Links zu den Webseiten der Stadtwerke und der MVV